November 23, 2023

Fachkräftemangel? 12 Tipps zur Weiterbildung von IT-Fachkräften

Können Weiterbildungen als Wundermittel wirken, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken? Dieser Frage wird im heutigen Insights Artikel auf den Grund gegangen.

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In einer Zeit, in der der Fachkräftemangel zu einer der drängendsten Herausforderungen für Unternehmen geworden ist, stellt sich die Frage: Können Weiterbildungen als Wundermittel wirken, um diesem Mangel entgegenzuwirken? Die Notwendigkeit, qualifizierte IT-Fachkräfte zu finden und zu halten, erfordert sowohl innovative als auch langfristige Ansätze zur beruflichen Entwicklung. In diesem Artikel werde ich 12 (+Bonustipp) wesentliche Tipps zur Weiterbildung von IT-Fachkräften vorstellen – diese tragen nicht nur dazu bei, Fachkräftemangel und “Skill Gaps” entgegenzuwirken, sondern auch die Fähigkeiten und eine Verbundenheit Ihrer Teams intensiviert.

Bedarfsanalyse

Bevor Sie die Zukunft planen, ist es zunächst notwendig, eine Bestandsaufnahme der Gegenwart zu machen. Eine eingehende Bedarfsanalyse ist existenziell, um die Lücke zwischen den aktuellen Fähigkeiten Ihrer IT-Teams und den benötigten Kompetenzen zu identifizieren. Es geht nicht nur darum, vorhandenes Wissen zu katalogisieren, sondern auch um das Erkennen und Prognostizieren zukünftiger Anforderungen, um mit technologischen Entwicklungen Schritt zu halten. Planen Sie hier möglichst langfristig in die Zukunft, also 10 Jahre und aufwärts und möglichen “Skills Gaps” entgegenzuwirken.

Weiterhin ist es äußerst hilfreich, mit Teamleiter:innen und Schlüsselpersonen zu kollaborieren, um ein detailliertes Bild der aktuellen Fähigkeiten und der notwendigen Fertigkeiten zu erhalten. Analysieren Sie anschließend bestehende Projekte, Technologie-Stacks und Ihre IT-Strategie, um künftige Bedarfe besser abschätzen zu können. Dies kann beispielsweise durch Befragungen von Angestellten, Leistungsbeurteilungen und Workshops erfolgen.

Individuelle Entwicklungspfade

Von individuellen Entwicklungspfaden profitieren nicht nur die Mitarbeitenden, sondern bringen auch das Unternehmen voran. Durch eine persönliche Herangehensweise an die Weiterbildung können Sie sicherstellen, dass die erworbenen Fähigkeiten nicht nur den Unternehmenszielen, sondern auch den Karrierezielen der Einzelpersonen entsprechen. Dies trägt zur Employee Experience und Employee Retention bei und fördert eine Kultur des lebenslangen Lernens und des Corporate Learnings. Identifizieren Sie dazu nicht nur benötigte Hard Skills, sondern vor allem auch Soft Skills und Managementfähigkeiten mit in die Entwicklungspfade ein, um Führungskräfte von morgen zu formen. Wie wir bereits im vorherigen Artikel betonten, sind es gerade die Soft Skills, die die erfolgreichem IT-Fachkräfte von morgen definieren.

Flexible Lernformate

In der heutigen vernetzten Welt, wo Remote-Arbeit und flexible Arbeitszeiten zunehmend Norm werden, kommen sie um flexible Lernformate nicht mehr herum. Digitalisierte Inhalte, die über Lernmanagementsysteme oder Cloud-Plattformen zugänglich sind, ermöglichen es den Mitarbeitenden, sich unabhängig von Ort und Zeit weiterzubilden. E-Learning-Module, digitale Workshops und Webinare erlauben es, den Lernstoff aufzuteilen und so in den regulären Arbeitsalltag zu integrieren. Dies fördert eine konstante Lernkultur, ohne den Arbeitsfluss signifikant zu unterbrechen. Auch sogenannte “Microlearning”-Apps wie Sparks, EdApp oder 360learning passen dank ihrer Flexibilität und Modularität gut in unseren fragmentierten Alltag.

Praxisorientiertes Lernen

Doch trockene Theorie bringt keinen Mehrwert. Praxisorientiertes Lernen stellt sicher, dass neues Wissen nicht nur theoretisch verstanden, sondern auch wirksam angewandt werden kann. Implementieren Sie daher Schulungsmaßnahmen direkt in reale Projekte, um das Gelernte zu festigen und sofortigen Mehrwert zu schaffen. Noch spannender machen Sie es, indem Sie interne Projekte oder Hackathons initiieren, bei denen neue Technologien, Methoden oder Prozesse im Mittelpunkt stehen. Praxisnahe Workshops, bei denen Problemlösungen oder neue Konzepte direkt am konkreten Beispiel erarbeitet werden, verankern das neue Wissen effektiver und schaffen sofort sichtbare Resultate. Hackathons können gleichzeitig genutzt werden, um junge IT-Fachkräfte und Talente anzulocken.

Mentoring und Coaching

Es muss nicht immer gleich eine Weiterbildung sein. Ein Mentorship-Programm kann sowohl für erfahrene Fachkräfte als auch für neue Mitarbeiter Vorteile bringen. Mentor:innen können ihre Erfahrungen und ihr Wissen teilen, während Mentees frische Perspektiven und neue Ideen einbringen. Stellen Sie sicher, dass die Ziele und Erwartungen aller Beteiligten klar sind und fördern Sie einen offenen Dialog zwischen den Paaren.

Coaching kann dazu beitragen, sowohl fachliche als auch persönliche Fähigkeiten zu entwickeln, indem es den Mitarbeitenden hilft, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und an diesen zu arbeiten. Darüber hinaus gehört dazu auch die Unterstützung der Mitarbeitenden beim Erkennen und Bewältigen von Konflikten. Das hat den größeren Effekt, das Team zu stärken und Diversität sowie Inklusion als wertvolle Ressourcen zu fördern. Auch hier helfen regelmäßige Check-ins, Feedback-Sitzungen und die Bereitstellung von Ressourcen zur individuellen Entwicklung (Punkt 2).  

Wenn möglich, bieten Sie Ihren Angestellten eine Plattform, um sich über ihre Mentoring-Erfahrungen auszutauschen und mit anderen zu lernen und wachsen – ggf. können hier sogar neue Fertigkeiten und Ideen entstehen. Durch die Bereitstellung von solchen Ressourcen ermöglicht es Ihren Mitarbeiter:innen, die bestmögliche Performance zu erzielen und weiterhin ein Klima der Teambildung, des Respekts und der gegenseitigen Unterstützung zu schaffen.

Zertifizierungen

IT-Zertifizierungen sind ein messbarer Beweis für die Fähigkeiten eines Fachexperten in einem bestimmten Bereich und werden sowohl von Mitarbeitenden als auch von IT-Unternehmen und -Dienstleistern geschätzt. Deswegen gibt es auch eine entsprechende Nachfrage im Markt, welche den Kostenaufwand für solche Zertifizierungen schnell kompensieren kann.

Ermutigen Sie Ihre Angestellten, Zertifizierungen anzustreben, indem Sie beispielsweise die Kosten für Prüfungen und Vorbereitungskurse übernehmen. Zertifikatsprogramme, wie solche von Cisco, Microsoft oder SAP, sind eine Anerkennung der Fachkenntnisse Ihre Mitarbeiter:innen und Mitarbeiter und gleichzeitig ein direkter Mehrwert für Ihr Unternehmen. Die Erfahrungen im Zertifizierungsprozess und das Wissen können wiederum über eine interne Plattform mit Kolleg:innen geteilt werden.

Soft Skills Training

Wie ich bereits sagte, in unserem letzten Artikel habe ich mich ausführlich über die Wichtigkeit der Soft Skills in der IT der Zukunft ausgelassen. Obwohl technische Fähigkeiten die Grundlage bilden, dürfen Soft Skills nicht vernachlässigt werden, da sie für die Zusammenarbeit im Team, die interne und externe Kommunikation und das Projektmanagement unerlässlich sind. Fördern Sie daher Weiterbildungen in Bereichen wie Kommunikation, Konfliktlösung, Führung (Leadership) und emotionale Intelligenz. Workshops und Seminare können dabei helfen, solche Kompetenzen in praxisnahen Szenarien zu trainieren. Eine ausgewogene Kombination aus technischem Know-how und interpersonellen Fähigkeiten führt zu einem harmonischeren Arbeitsumfeld und effektiverer Teamarbeit. Auch das Zeitmanagement fällt in den Bereich Soft Skills.

Konferenzen und Netzwerk-Events

Der Besuch von Konferenzen, Seminaren und Netzwerkveranstaltungen ermöglicht es Ihren IT-Fachkräften, sich mit den neuesten Trends und Innovationen in der Branche auseinanderzusetzen und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Förderung der Teilnahme an solchen Events dient nicht nur der individuellen Weiterentwicklung der Mitarbeiter, sondern ermöglicht auch den Wissenstransfer innerhalb des Unternehmens, wenn die Teilnehmenden ihre gewonnenen Erkenntnisse mit den Teams teilen. Obwohl dies eine finanzielle Investition erfordert, sind die daraus resultierenden Netzwerke, Einblicke und das erweiterte Wissen oft von größerem Wert.

Technologie-Partnerschaften und Kollaborationen

Fördern Sie Partnerschaften mit Technologie-Anbietenden, Forschungsinstituten oder anderen Unternehmen, um einen Austausch von Wissen und Ressourcen zu ermöglichen. Technologiepartnerschaften können exklusiven Zugang zu Fachwissen, Schulungsressourcen und neuen Technologien bieten, während Kollaborationen mit Universitäten oder Forschungseinrichtungen neue Perspektiven und innovative Ideen einbringen können. Gemeinsame Projekte, Workshops oder Veranstaltungen mit externen Partnern können ebenfalls frische Impulse setzen und die Kompetenzen Ihres Teams erweitern. Ganz abgesehen davon, dass Unternehmen dadurch auch neue Talente oder Mitarbeiter:innen finden können.

Gamification und Wettbewerbe

Die Einbindung von Gamification-Elementen in Lernplattformen und Weiterbildungsinitiativen kann das Engagement und die Motivation der Teilnehmer erheblich steigern. Durch die Integration von spielbasierten Elementen wie Punktesystemen, Ranglisten oder Belohnungen wird der Lernprozess unterhaltsamer und anregender gestaltet. Doch Gamification ist weit mehr – es geht hierbei um die Balance zwischen den gerade genannten extrinsischen Motivationen (Rankings, Incentives) als auch von intrinsischen Motivationen. Hinzu kommt die Ausgeglichenheit der sogenannten “Black Hat” und “White Hat”-Motivation … kein triviales Thema, deswegen habe ich mich ausführlich mit diesem Thema befasst und meine Erkenntnisse in zwei Artikel niedergeschrieben:
Über die Kunst von Gamification – Teil I

Wie funktioniert Gamification im Unternehmenskontext? – Gamification Teil II

Wettbewerbe, wie die bereits erwähnten Hackathons oder Coding-Challenges, fördern nicht nur die Teamarbeit und das kollaborative Lernen, sondern erlauben es den Teilnehmern auch, ihre Fähigkeiten in einem praxisorientierten Umfeld unter Beweis zu stellen.

Förderung von Eigeninitiative

Ermutigen Sie Mitarbeiter, Verantwortung für ihre eigene berufliche Entwicklung zu übernehmen, indem Sie eine Umgebung schaffen, die Eigeninitiative unterstützt und belohnt. Stellen Sie Ressourcen zur Verfügung, wie Zugang zu Online-Kursen, Fachbüchern oder Workshops und gewähren Sie vielleicht sogar bezahlte Freistellung für Weiterbildungsmaßnahmen. Ein jährliches Lernbudget für jeden Mitarbeitenden kann die Eigeninitiative zusätzlich fördern und ermöglicht es den Fachkräften, individuell und selbstgesteuert ihre Fähigkeiten zu erweitern und Neues zu entdecken. Wir sehen aktuell Lernbudgets häufig in Stellenanzeigen als Benefits gelistet – eine Tendenz, die wir als Personalberatung befürworten.

Kontinuierliches Feedback und Anpassung

Ich habe es bei einigen Punkten bereits erwähnt, möchte es aber nochmals in aller Deutlichkeit sagen: Schaffen Sie eine Kultur des kontinuierlichen Feedbacks, in der Mitarbeitende regelmäßig Rückmeldungen zu ihren Leistungen und ihrem Fortschritt erhalten. Nutzen Sie Evaluierungen und Feedback-Sitzungen, um den Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen zu messen und anzupassen. Der kontinuierliche Dialog mit Ihren Angestellten ermöglicht es, den Lern- und Entwicklungsprozess flexibel zu gestalten und stets an aktuelle und zukünftige Anforderungen anzupassen. So bleibt Ihr Weiterbildungskonzept immer relevant und zielführend.

Bonustipp: Quereinsteiger weiterbilden

Gerade in Zeiten, in denen Soft Skills immer wichtiger in der IT werden, bietet es sich regelrecht an, Quereinsteiger mit auf die Recruiting-Liste zu nehmen. Große Unternehmen machen bereits davon Gebrauch, indem sie kostenlose Bootcamps zur Verfügung stellen. Bootcamps sind intensive Aus- und Weiterbildungskurse, in denen Kompetenzen im Schnelldurchgang vermittelt werden. Diese sind auch praxisnäher als ein Hochschulstudium. Die qualifizierten Teilnehmenden treten nach erfolgreichem Abschluss in die jeweiligen Unternehmen ein.

Sicherlich, große Unternehmen verfügen über ganz andere Mittel, die KMUs oftmals nicht aufbringen können. Auf der anderen Seite bieten auch Arbeitsämter die Möglichkeit der Teilnahme an Bootcamps an für Arbeitssuchende, sodass die Kosten nicht auf Unternehmen abgewälzt werden. Und dann gibt es auch genug Menschen, die selbst bereit sind, für einen Karrierewechsel zu zahlen. Halten Sie Ausschau nach Unternehmen, die Bootcamps speziell für ihre Anforderungen anbieten – denn auch mögliche Kooperationen sind denkbar.

Eine weitere Möglichkeit ist, interessierten Quereinsteiger:innen “low-level” IT Positionen anzubieten, wie IT-Support oder Service-Desk. Hier kann relativ gefahrlos und im Grunde ohne zusätzliche Kosten geprüft werden, wie fähig diese Personen für das weitere IT-Umfeld sind. Und ob sie zu “höheren” IT-Positionen aufsteigen wollen und können. Wenn ehrgeizigen oder talentierten Menschen anschließend die in diesem Artikel vorgestellten Möglichkeiten an die Hand gegeben werden (insbesondere eine Mentorenschaft), steht dem gemeinsamen Erfolg nichts mehr im Wege.

Wenn Sie Veränderung in Ihr Unternehmen bringen wollen, starten Sie mit unseren 12 Tipps für eine solide Grundlage.

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