Vier Generationen befinden sich derzeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Während sich die Babyboomer (circa 1946 - 1964) nach und nach in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden, steigt die junge Generation Z (circa 1996 - 2010) langsam in ihr Berufsleben ein. Die Generationen X (circa 1965 - 1979) und Y (1980 - 1995) machen den größten Anteil der deutschen Erwerbstätigen aus. Vier Generationen, die in ihren Wertvorstellungen und Ansprüchen an die Arbeitswelt zum Teil kaum unterschiedlicher sein könnten.
Gerade die Generation Y hat frischen Wind auf den Arbeitsmarkt gebracht. Die inzwischen 27- bis 42-Jährigen haben die Jahrtausendwende aktiv miterlebt - daher werden sie auch als Millennials bezeichnet. Doch wie unterscheiden sie sich von ihren Vorgängern und Nachfolgern? Mit welchen Ansprüchen und Vorstellungen treten sie in der Arbeitswelt auf? Und was können Sie tun, um die jungen Fachkräfte zu rekrutieren? Auf all diese Fragen möchte ich in diesem Artikel eine Antwort finden.
Wie sind die Millennials aufgewachsen?
Vorab: Ich muss und werde in diesem Beitrag verallgemeinern - trotzdem unterscheiden sich sicherlich einige Millennials von den allgemeinen sozialwissenschaftlichen Einschätzungen. Die Generation Y wurde durch den Aufstieg des Internets und anderer digitaler Technologien in ihrer Kindheit und Jugend begleitet und geprägt, was ihr den Spitznamen "Digital Natives" eingebracht hat. Informationen wurden zu jeder Zeit einfach abrufbar, Kommunikation wurde schnelllebiger - doch die Millennials kennen auch eine Zeit ohne Smartphone und damit verbundener ständiger Erreichbarkeit. Sie haben noch Briefe geschrieben, Telefonzellen genutzt oder auf die Zeichenbegrenzung der SMS geachtet, um ihr Guthaben nicht zu überschreiten.
Um die Jahrtausendwende wurde das Thema Gleichberechtigung populär. Männer und Frauen begegneten sich beruflich wie privat auf Augenhöhe und auch die Stellung des Kindes in der Familie hat sich gewandelt. Die Generation Y wurde schon von klein auf in Entscheidungen miteinbezogen und zu selbstsicheren, souveränen Menschen erzogen.
Die zunehmende Globalisierung hat die weltoffenen Millennials geprägt, aber auch Krisen wie den Zusammenbruch der Sowjetunion, den Klimawandel, Finanzkrisen usw. haben sie miterlebt. So mussten sie schon früh lernen, mit Unsicherheiten umzugehen und sich mehrere Optionen gleichzeitig offen zu halten, um flexibel auf Unvorhergesehenes reagieren zu können.
Die Generation Y in der Arbeitswelt
Mit dem Eintreten der Millennials in die Arbeitswelt wurde eine Reihe von Veränderungen angestoßen. Nicht umsonst werden sie auch als “Generation Why” bezeichnet: Die Yer hinterfragen den Status quo samt aller Prozesse, Strukturen und Aufgaben. Im Angesicht des zunehmenden Fachkräftemangels können sie sich das auch erlauben; die junge Generation ist sich der starken Nachfrage nach qualifizierten Talenten bewusst, daher sind ihre Erwartungshaltungen und Ansprüche an Unternehmen entsprechend hoch.
Ihr im Generationenvergleich überdurchschnittlicher Bildungsgrad, ihr Fleiß und ihre Begeisterungsfähigkeit bergen eine hohes Potential für transformationswillige Organisationen. Selbstbewusst und eigenständig erzogen sind sie keine großen Fans von steilen Hierarchien, sondern möchten frei und selbstbestimmt arbeiten. Gibt man den jungen Talenten diese Möglichkeit, wird man durch Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft belohnt. Ihre Offenheit Neuem gegenüber gepaart mit ihrer Lernbereitschaft kann zu hoher Effizienz führen, wenn man die Millennials in die Gestaltung von Geschäftsprozessen einbezieht.
Obwohl die Gen Y gerade in einem für sie sinnerfüllten Job aufgeht, legt sie den Fokus auf ein erfülltes Privatleben. Die Stelle, der damit verbundene Arbeitsplatz und die Arbeitszeiten müssen zur gewünschten Freizeitgestaltung passen - nicht andersherum. Flexibilität und Eigenregie sind hier also groß geschrieben. Während die jüngere Generation Z großen Wert auf die Abgrenzung von Arbeits- und Privatleben legt, wünschen sich ihre Vorgänger ein sogenanntes Work-Life-Blending, also den flexiblen, nahezu nahtlosen Übergang der beiden ineinander.
Ehrliches Interesse und Leidenschaft sind für die Millennials entscheidender als ein hohes Gehalt. Da sie sehr sozial veranlagt sind, ist ihnen ein harmonisches Arbeitsumfeld genauso wichtig wie Teamplay; am Arbeitsplatz schließen sie gerne Freundschaften. Zeit mit Familie und Freunden lässt sich nicht mit großzügigen Benefits aufwiegen. Ihre Tätigkeiten sollten einen tieferen Sinn haben, Abwechslung bieten und ihnen Freude bereiten. Obwohl die Generation Y nicht flatterhaft, sondern zuverlässig und karriereorientiert ist und nach beruflicher Selbstverwirklichung sowie Einfluss strebt, sind die Millennials schnell bereit für einen Jobwechsel, sollte ihr Arbeitgeber ihre Wünsche nicht erfüllen wollen.
Wie lässt sich die Generation Y rekrutieren?
Der Schlüsselbegriff im Recruiting der Millennials heißt Employer Branding, also die Entwicklung und Repräsentation einer attraktiven Arbeitgebermarke. Die Digital Natives sind immer online und auf der Suche nach Informationen. Stoßen sie auf eine Stellenausschreibung, kommt eine Bewerbung nur nach ausgiebiger Recherche infrage - es sei denn, das Unternehmen ist ihnen (durch erfolgreiches Employer Branding) schon bekannt. Achten Sie also auf einen ansprechenden Online-Auftritt, eine informative Karriereseite und die Pflege Ihrer Social-Media-Profile. Hier nutzen die Millennials vor allem Facebook, Instagram und LinkedIn. Alle unternehmenseigenen Kanäle sollten ein konsistentes, attraktives Bild abgeben sowie Einblicke in die Unternehmenskultur und den Arbeitsalltag bieten. Doch aufgepasst, authentisch und nahbar kommt hier deutlich besser an als inszeniert und berechnet.
Apropos authentisch: Um Ihre Arbeitgebermarkenbildung zu unterstützen, bietet sich auch die Arbeit mit sogenannten Corporate Influencern an. Dabei handelt es sich um Ihre eigenen Mitarbeitenden, die mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind und in den sozialen Netzwerken Einblicke in den Unternehmensalltag geben. Wollen Sie bei den Millennials punkten, sollten die Markenbotschafterinnen und -botschafter ebenfalls im Alter zwischen Ende 20 und Anfang 40 sein. Gerade Themen wie die Arbeit im Team sind für die Generation Y interessant und sollten inhaltlich nicht zu kurz kommen.
Wie schon erwähnt, ist die Altersgruppe der Gen Y aufgeschlossen und auch in Sachen Jobwechsel können sie bei Unzufriedenheit kurzen Prozess machen. Hier lohnt es sich also einmal mehr, zu netzwerken und den Kontakt regelmäßig - aber unaufdringlich - aufzufrischen. Mit einem Newsletter im Job-Abo-Format beispielsweise können Sie die jungen Talente über offene Stellen in Ihrem Unternehmen, die zu ihrem Profil passen, auf dem Laufenden halten.
Um die Millennials im Recruitingprozess zu überzeugen, sollten Sie auf ein einfaches, transparentes und wertschätzendes Vorgehen setzen. Die Digital Natives sind schnelle Rückmeldezeiten und ständiges Feedback gewohnt. Statt an starren Abläufen und traditionellen Verfahren festzuhalten, können Sie ihnen mit einem unkomplizierten, lockeren und persönlichen Auftreten imponieren. Entscheidender als finanzielle Benefits sind für die Millennials Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung, ein harmonisches Arbeitsumfeld und eine sinnstiftende Unternehmenskultur. Mit Angeboten zur individuellen Arbeitsgestaltung, Förderung der Gesundheit oder Work-Life-Balance - wie beispielsweise einer Kinderbetreuung - können Sie das Engagement und die Wertschätzung ausdrücken, die sich die Generation Y am Arbeitsplatz wünscht.